Argumente für eine Katholische öffentliche Bücherei (KÖB)
Die Bücherei - offen für die zentralen Fragen des Lebens
Ein Angebot mit christlichem Profil
Als Christen haben wir Grund zu Freude und Hoffnung, die alle Trauer und Angst überwinden können. Im Vertrauen auf Gottes Wort nehmen wir seine Schöpfung und unser eigenes Leben an. Wir gehen dabei den Fragen nach Schuld und Vergebung, nach Krankheit, Leid und Tod nicht aus dem Weg. Wir glauben an die Kraft der Liebe und an die Erlösung von der Macht des Bösen.
Allzu oft erleben wir aber, dass solche zentralen Fragen im Namen einer vermeintlichen weltanschaulichen Neutralität in der öffentlichkeit verschwiegen und verleugnet werden. Die religiöse Dimension unseres Lebens wird durch vordergründige Ersatzangebote zugedeckt.
Hier kann die Kirche mit der Katholischen öffentlichen Bücherei dazu beitragen, dass ihre Botschaft und ihr Menschenbild auch in der heutigen Gesellschaft hörbar und sichtbar bleiben. Das geschieht nicht nur durch ein Angebot an religiöser Literatur, sondern eher noch durch Romane, Sachbücher, Kinder- und Jugendbücher, die für diese Sicht der Welt offen sind.
Die Bücherei - damit das Wort lebendig bleibt
Brücken zu Glaubenserfahrungen
Die Geschichte unseres Glaubens ist von Anfang an mit dem Buch verknüpft. Es wurde zum wichtigsten Mittel der Auseinandersetzung mit religiösen Fragen. Es vermittelt Glaubenserfahrungen aus allen Zeiten. Damit kann es den eigenen Glauben festigen und reifen lassen. Es kann freilich auch Zweifel und Abwehr auslösen. Immer aber hilft es, das Denken zu klären, neue Fragen zu stellen und nach Antworten zu suchen.
Denn Lesen bedeutet, sich den Gedanken eines Autors zu öffnen und sie zugleich an den eigenen Vorstellungen und Erfahrungen zu fliessen. Diese Bereitschaft, sich auf die Weitsicht eines anderen einzulassen, sollte auch einen gläubigen Menschen prägen. Den Suchenden kann das Beispiel früherer Glaubenszeugen zur eigenen Entscheidung führen. Auch denen, die allzu sicher sind, wird diese eigene Entscheidung immer wieder neu abgefordert.
Hier hilft die Katholische öffentliche Bücherei: durch Bücher, die die biblische Botschaft übermitteln und deuten, die vom gelebten Glauben berichten und die das Ringen darum zu Wort kommen lassen.
Die Bücherei - Ort der Begegnung in der Gemeinde
Gespräche, die Gemeinschaft stiften
Lesen, der "stumme Dialog" mit einer anderen Gedankenwelt, führt oft zu Fragen und Antworten, über die man mit anderen Menschen sprechen möchte: Lesen verbindet und schafft Gemeinschaft.
In der Bücherei kommen Leser untereinander und mit den Mitarbeitern ganz zwanglos in ein solches Gespräch. Hier können Jung und Alt, Gottesdienstbesucher und Fernstehende einander begegnen und ihre Gedanken und Erfahrungen austauschen.
Im Zentrum der Gemeinde entsteht so ein anziehender Ort des Gesprächs
Die Bücherei - Beitrag zum Bildungsauftrag der Kirche
Wissen, wovon man redet
Menschenwürdiges Leben in unserer Gesellschaft erfordert auch den freien Zugang zu vielfältigen Informationen aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Orientierung in dieser Informationsfülle bieten entsprechende Bildungsangebote. Es kann der Kirche nicht gleichgültig sein, ob diese Voraussetzungen geschaffen werden oder nicht. Ihre Glaubwürdigkeit verlangt, dass sie durch eigene Leistungen dazu beiträgt.
Die Katholische öffentliche Bücherei leistet einen solchen Beitrag zum Bildungsauftrag der Kirche. In ihren Bestand gehört ein breit gefächertes und aktuelles Sachbuchangebot in allen wichtigen gesellschaftlichen Themen und Fragen der Zeit. Dieses Angebot gibt dem Leser die Chance, statt isolierter Einzelinformationen Zusammenhänge und Hintergründe zu erkennen.
Zur Information gehört auch die Auseinandersetzung mit kontrovers diskutierten Themen. Offenheit im Umgang mit kritischen Fragen aus Kirche und Gesellschaft zeichnet eine lebendige und dialogbereite Gemeinde aus. Dies sollte sich auch in ihrem Medienangebot widerspiegeln.
Die Bücherei - Angebot zur sinnvollen Freizeitgestaltung
Erfahren, was in mir steckt
Häufig wird gefragt, warum denn eine Bücherei neben ihren Informations- und Bildungsangeboten auch Unterhaltendes bereitstellen soll. Unterhaltung, das sei Sache des einzelnen, und für dieses private Vergnügen düfe man nicht auch noch öffentliche oder kirchliche Gelder ausgeben.
Dem steht entgegen: Romane und Erzählungen etwa dienen nicht nur der Ablenkung und Zerstreuung, sondern reichen tiefer. Sie lassen den Leser am Leben und Schicksal anderer teilnehmen. Er erlebt auf geradezu spielerische Weise deren Sorgen und Bedrohungen, aber auch ihre Hoffnung und ihre Freude. Probeweise kann er sich mit anderen Lebensentwürfen und Verhaltensmustern auseinandersetzen.
Immer mehr Menschen haben heute immer mehr Freizeit. Die Katholische öffentliche Bücherei kann durch ihren Bestand an Hobby- und Ratgeberliteratur, aber auch durch Spiele, Kassetten, CDs und Videos dabei helfen, dass der Mensch gerade in seiner persönlich verfügbaren Zeit erfährt, was in ihm steckt und wie er seine eigenen Fähigkeiten erproben und entwickeln kann.
Die Bücherei - mehr als nur Bücher
(auch) ein Medienzentrum
Manche sehen die Notwendigkeit einer Bücherei durchaus ein, können aber nicht verstehen, warum die Katholische öffentliche Bücherei neben Büchern auch andere Medien anbieten soll.
Ohne Zweifel gilt: Das Buch ist das zentrale Medium in der Bücherei und wird es auch in Zukunft bleiben. Es gibt viele gute Gründe, das Lesen und die Verbreitung von Büchern besonders zu fördern.
Dennoch gehören auch andere Medien in die Bücherei: Wie ein Kunstwerk entsteht oder wie man tanzen lernt, wird durch einen Videofilm viel anschaulicher vermittelt als durch einen schriftlichen Text. Hörbücher machen Literatur besonders für ältere und sehbehinderte Menschen zugänglich. Andere Medien dienen der Meditation und der Katechese, und Gesellschaftsspiele führen Jung und Alt und die Familie zusammen. Und bei den CD-Roms können Eltern sicher sein, dass ihre Kinder nur sorgfältig geprüfte Spiele erhalten.
Bei Unterhaltungsmusik und bei Spielfilmen kann es sinnvoll sein, ein qualitativ gutes Angebot bereitzuhalten und den verantworteten Umgang mit diesen Medien zu fördern. So kann der Benutzer sein eigenes, selbstgewähltes Programm gestalten.
Die Bücherei - Partner für die Gemeindearbeit
Dienst für die Dienste
Die Katholische öffentliche Bücherei unterstützt die praktische Gemeindearbeit, in dem sie die dafür notwendigen Bücher und anderen Medien sammelt und ausleiht.
Dafür gibt es viele Beispiele:
Hier finden Bibelkreise und Meditationsgruppen, Eltern- und Familienkreise, Ausschüsse des Pfarrgemeinderats und Gesprächsgruppen Anregungen und Hilfen
Eltern und alle, die eine Taufe vorbereiten oder junge Menschen zur Erstkommunion und zur Firmung führen, erhalten die geeignete Literatur.
Als Partner für die Jugendarbeit bietet die Bücherei Vorschläge für die Gestaltung von Jugendgottesdiensten. Ideen für Bastelstunden oder spannende Geschichten zum Vorlesen. Sie gibt den Verantwortlichen Tipps und Anleitungen. Hier kann man die Bücherkiste zusammenstellen, damit es im Ferienlager nicht langweilig wird.
Praktische Hilfen zur Vorbereitung sorgen dafür, dass das Kindergarten und Pfarrfest zu einem Erfolg wird und Spaß macht.
An zentraler Stelle in der Gemeinde gesammelt, bleiben die Medien für alle verfügbar.
Die Bücherei - Hilfe in Lebenskrisen
Bücher helfen leben
Krank sein und nicht raus dürfen. Oder gar im Krankenhaus liegen, Zeit haben und sich abgestellt fühlen. Nach einem Schicksalsschlag nicht mehr weiterwissen. Mit eigenem Versagen nicht fertig werden.
Solche Situationen führen nicht selten zu einer Lebenskrise. Man sucht nach einem Weg, fragt um einen Rat, will sich neu orientieren.
Bücher helfen hier weiter:
Indem sie auf andere Gedanken bringen und beitragen, die Zeit sinnvoll zu gestalten.
Indem sie Lebenskrisen durchleuchten. Mut machen und mögliche Auswege aufzeigen.
Die Katholische öffentliche Bücherei fühlt sich in ihrer Arbeit Menschen in Lebenskrisen besonders verpflichtet.
Die Bücherei - Nahtstelle zur Kultur unserer Zeit
Lesen - spielen - Leute treffen
Wir brauchen heute eine Kultur, die frei ist von Zwängen der Nützlichkeit, der Leistung um jeden Preis oder der Abhängigkeit von kommerziellen Interessen. Einschaltquoten und Massenauflagen.
Dieser Wunsch darf nicht eine bloße Forderung an andere bleiben. Mit ihrer Bücherei kann die Kirchengemeinde Nahtstellen zur ganzen Fülle der Kultur unserer Zeit schaffen: durch Aktivitäten "rund um das Buch", durch Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche, Initiativen zur Leseförderung, Literaturgesprächskreise, Buchvorstellungen und thematische Ausstellungen, die an das Gemeindeleben anknüpfen. Und auch für den einzelnen eröffnet der Büchereibestand eine Vielzahl von Einblicken und Ausblicken auf das kulturelle Leben der Zeit. So kann jeder sein persönliches "Programm" gestalten.
Wenn die Gemeinde unnötige Berührungsängste meidet, wird ihre Büüherei zu einem wichtigen Stück "Alltagskultur" in der Kirche und zugleich zu jenem geforderten Beitrag der Kirche zur menschlichen Gesamtkultur.
Die Bücherei - ein Stück Chancengleichheit
Überall - für alle
Alle Dienste der Bücherei entspringen der Sorge um den Menschen und um ein menschenwürdiges Leben. Keiner soll von dieser Sorge ausgenommen sein, keiner soll dabei übersehen werden. So wie es keine "geschlossene Gemeinde" geben darf, so darf die Bücherei nicht versuchen, eine "geschlossene" Lesergemeinde oder Büchereigemeinde zu schaffen. So wie die Gemeinde "Gemeinde für alle" ist, so muss die Bücherei "Bücherei für alle" werden.
Auch wenn viele von sich aus Büchereien nutzen, so gibt es doch andere, die dazu nicht motiviert sind oder durch konkrete Schwierigkeiten daran gehindert werden.
Beispiele dafür:
Viele Kinder und Jugendliche finden auch heute in ihrer häuslichen Umgebung nicht die Literatur, die ihren Interessen entspricht und die für ihre geistige Entwicklung und seelische Reifung vorteilhaft ist.
Weniger mobile Gemeindemitglieder, z. B. Senioren, Kleinkinder und junge Mütter, sind unbedingt auf ein wohnortnahes Büchereiangebot angewiesen.
Gerade der überschaubare Lebensraum unserer kirchlichen Gemeinden erlaubt es, tatsächlich auf alle zuzugehen, für die die Dienste der Bücherei besonders wichtig sind.
Es reicht also nicht aus.
darauf in setzen. dass jeder schon seine Leseinteressen im nächsten Kaufhaus befriedigt
mit bloßen Apellen das private Lesen anzuregen
sich mit dem Vorhandensein anderer Büchereien zufrieden geben
So wird deutlich, welchen Gewinn die eigene Bücherei für die Gemeinde bedeutet.